Zum Normativitätsverhältnis der aristotelischen und der neoklassischen Wirtschaftsphilosophie

Effizienz und Gerechtigkeit

„Der vorliegende Text ist eine vorbereitende Studie zur Normativitätstheorie der Philosophie des Aristoteles und der Wirtschaftsphilosophie überhaupt. Das Normativitätsverhältnis der aristotelischen Gerechtigkeit und der neoklassischen Effizienz wird an einem Problem moderner Gesellschaften, das nach meiner Kenntnis von der orthodoxen Wirtschaftswissenschaft und ihrer Subdisziplin Wohlfahrtsökonomik nicht eigens untersucht wird, exemplifiziert. Dieses Problem ist die Wohlfahrtsdynamik in unvollkommenen marktwirtschaftlichen Wirtschaften, also den Wirtschaften, in denen wir alle leben. In meiner Untersuchung soll sich zum einen der normativitätstheoretischen Ansatz als nützlich und zum anderen die Wirtschaftsphilosophie des Aristoteles auch für die Gegenwart als bedeutsam erweisen. [1]

Nach einer kurzen Erläuterung meines normativitätstheoretischen Ansatzes (1.) lege ich die Aristoteles-Kritik von Karl Homann dar (2.), um sie anschließend in drei Teilen zu deuten. Der erste Teil (3.) thematisiert die tauschtheoretische Aristoteles-Interpretation und der zweite (4.) die wachstumstheoretische Kritik an Aristoteles. In Abschnitt (5.) wird die Gegenüberstellung von Effizienz und Gerechtigkeit als das Verhältnis von Disproportionalität und Proportionalität interpretiert und deren Dynamik problematisiert. Im abschließenden Teil (6.) werden die von Homann angeführten Argumente zurückgewiesen und auf das präsupponierte neoklassische und neoliberale Paradigma des normativen Subjektivismus zurückgeführt.“

Quelle: Hebenstreit, M. (2011): „Zum Normativitätsverhältnis der aristotelischen und der neoklassischen Wirtschaftsphilosophie. Effizienz und Gerechtigkeit“, in: Seele, P. (ed.), 2011: „Ökonomie, Politik und Ethik in der praktischen Philosophie der Antike“, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, pp. 77-96, Sammelband zur Tagung „Ökonomik und Politik in der antiken Philosophie“, Workshop der Gesellschaft für antike Philosophie e. V. (GanPh), Basel