“Moderne Manager haben Zeit, über das Wesentliche nachzudenken. Ein Manager wird dafür bezahlt, daß er die großen Fragen seines Unternehmens sauber durchdenkt.”
Peter F. Drucker (1909 – 2005)
Pionier der modernen Managementlehre
Mein Weg zur wirtschaftsphilosophischen Beratung
Woher komme ich, und was habe ich gemacht? Ich komme aus einer Familie, in der Selbstbestimmung und Selbständigkeit, Verständigung und Verantwortung zentrale Werte sind. Mein Vater war Kaufmann und Manager in internationalen Konzernen. So habe ich früh unternehmerisches Denken und das Diskutieren über wirtschaftliche Themen kennengelernt. Eigentlich habe ich das Denken an sich in Diskussionen mit meinem Vater über komplexe wirtschaftliche Fragestellungen erlernt. Doch mein Interesse verlagerte sich bald auf das Denken selbst und die grundlegenden intellektuellen, ethischen und ökologischen Fragen. Deshalb studierte ich Philosophie und zusätzlich Wirtschaftswissenschaften sowie weitere Fächer. Ich habe mich dabei intensiv mit ethischen und verwandten Themen der Praktischen Philosophie, Sprachtheorien, Systemtheorien, Nachhaltigkeitsproblemen, Grundfragen der Wirtschaftsphilosophie, der Wirtschaftsethik und der Wissenschaftstheorie der Wirtschaftswissenschaften befasst. Nach meinem Studium war ich in verschiedenen wissenschaftlichen Projekten tätig, habe gelehrt und ein Unternehmen mitgegründet, um mich schließlich als Berater selbständig zu machen.
Was will ich damit sagen? Ich habe im Laufe meines Lebens eine Leidenschaft und Leichtigkeit in der gedanklichen und diskursiven Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Fragestellungen entwickelt. Mit der spielecht Spieleverlag & Beratung GbR hatten wir schon lange vor der Gründung 2017 die Absicht, Workshops mit Themenspielen, Planspielen und Business Games für die Unternehmensberatung und Organisationsentwicklung anzubieten. 2016 kam ein Freund auf mich zu, der mich um Rat bei unternehmerischen Herausforderungen seines neu gegründeten Unternehmens bat. Und tatsächlich: Wir führten nicht nur interessante Gespräche und machten gemeinsam wertvolle Erfahrungen, sondern erzielten auch wirtschaftlichen Erfolg! Danach folgten weitere Anfragen aus dem Freundeskreis. Schließlich entschied ich mich 2018, meine Kompetenzen fortan auch professionell als Berater gegen Rechnung anzubieten.
Wie und wozu denkt Wirtschaft? Während meiner ersten Beratungserfahrungen bemerkte ich immer wieder, dass viele meiner Ideen aus meinem philosophischen Hintergrund sowie meiner interdisziplinären Perspektive auf Themen an den Schnittstellen von Philosophie, Systemtheorie, Wirtschaft und Nachhaltigkeit stammten. So ließ mich die Frage nicht los: Wie und wozu denkt Wirtschaft? Wie denken Selbständige, Gründer, Unternehmer, Manager und Berater über ihr Handeln nach? Diese Fragestellung, die mich schon lange beschäftigte, führte schließlich zur Gründung des Verbandes für Philosophie und Unternehmensberatung e.V. und bildet bis heute die Grundlage meines Beratungsansatzes.
Was ist philosophische Beratung?
Bevor ich auf die spezifische Rolle der Wirtschaftsphilosophie in der Beratung eingehe, möchte ich die allgemeine Frage stellen: Was ist philosophische Beratung?
Gerd B. Achenbach (*1947), der als Vordenker der philosophischen Beratung und Gründer der ersten Philosophischen Praxis gilt, schreibt auf seiner Website, dass die Klienten, die ihn aufsuchen, fast nie mit der kantischen Frage “Was soll ich tun?” kommen, sondern mit der Frage Montaignes: “Was tue ich eigentlich?” Unabhängig davon, welche Frage sie stellen, haben diese Fragen eines gemeinsam: Es sind Reflexionsfragen, und zwar Fragen der Selbstreflexion. Philosophie ist seit Sokrates die Disziplin der Reflexion – Philosophie ist die Reflexionsdisziplin. Philosophen sind darin geschult, über Ideen historisch und systematisch nachzudenken. Sie kennen die Ideengeschichte philosophischer, wissenschaftlicher und kultureller Ideen, lernen, diese aus unterschiedlichen Perspektiven zu systematisieren, sie grundsätzlich zu hinterfragen und neue Antworten von Grund auf zu erarbeiten. Philosophische Praxis und Beratung ist daher die professionelle Reflexionspraxis, die Klienten aktiv darin begleitet und berät, ihre eigenen Reflexionsprozesse zu gestalten.
Als die drei häufigsten Wirkungen von Coaching werden nach Mäthner, Jansen & Bachmann (2005) sowohl von Coachs als auch Coachees Reflexion, Verhaltensänderungen – gemeint sind Handlungsänderungen – und Persönlichkeitsentwicklung genannt. Allgemein wird Coaching wie folgt definiert: „Coaching ist eine intensive und systematische Förderung ergebnisorientierter Problem- und Selbstreflexion sowie Beratung von Personen oder Gruppen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele oder zur bewussten Selbstveränderung und Selbstentwicklung.“ (Greif, 2008, S. 59). Obwohl Reflexivität der wirkmächtigste Einflussfaktor im Coaching ist, ist die Philosophie im Coaching in jüngerer Zeit eine Nachzüglerin unter den wissenschaftlichen Disziplinen und Praxisfeldern. Dabei ist Philosophie von Anfang an die Disziplin der Reflexion – Reflexivität ist der Kern ihrer Praxis. Diese jahrtausendealte Erfahrung kann für die anlass- und zielbezogene Beratung nutzbar gemacht werden.
Bemerkenswert ist, dass die Rolle der Reflexivität und der Philosophie als Reflexionsdisziplin im Consulting – im Gegensatz zum Coaching – noch nicht ausreichend erkannt worden ist. In der philosophischen Lebensberatung (vgl. Life Coaching) erscheint es spätestens seit der Entstehung der philosophischen Praxis selbstverständlich, dass die Philosophie nicht nur methodisch großes Potenzial hat, sondern thematisch über ein jahrtausendealtes, tiefes und breites Wissen zu ethischen und existenziellen Fragen verfügt. Was jedoch für Sinn- und Wertfragen sowie Glaubens- und Erkenntnisfragen gilt, gilt ebenso für wirtschaftliche Themen. Seit Anbeginn der Philosophie setzt sie sich mit wirtschaftlichen Fragen auseinander und hat bis heute, bis in die modernen Wirtschaftswissenschaften, die Betriebs- und Managementlehren, die Beratungspraxis und das Denken von Praktikern der Wirtschaft in ihren vielfältigen Rollen, einen starken Einfluss auf das wirtschaftliche Denken und Handeln.
Was ist wirtschaftsphilosophische Praxis und Beratung – und was gewinnen Sie dadurch?
Wirtschaftsphilosophische Beratung – oder die wirtschaftsphilosophische Perspektive in der Beratung – nimmt wirtschaftliche Themen und Muster in der Art des wirtschaftsbezogenen Wahrnehmens, Denkens und Fühlens, Wertens und Entscheidens, Sprechens und Handelns in den Blick, um sie sowohl in ihrer historischen und biografischen, fachlichen und sachlichen sowie situativen Kontingenz und Eingebettetheit ernstzunehmen als auch gezielt in Frage zu stellen. Ziel ist es, dadurch gleichsam im Sinne einer schöpferischen Zerstörung (Schumpeter) neue Denk-, Entscheidungs- und Handlungsspielräume zu öffnen und zu schaffen.
Für Selbständige, Führungskräfte, Gründer und Manager bedeutet das: Sie gewinnen Klarheit über die unbewussten Vorannahmen, unreflektierten Ideen und festgefügten Muster, die ihre Entscheidungen beeinflussen. Dadurch können sie ihr wirtschaftliches und unternehmerisches Denken klarer Unterscheiden, ihre Entscheidungen klarer denken und bewusster treffen sowie neue Inspirationsquellen für kreative Lösungen erschließen.